„Die Blockchain wird 2018 zu einem wichtigen Thema besonders für den Mittelstand, immer mehr Unternehmen entdecken in der Technologie großes Potenzial für´s eigene Geschäft.“[1] Die Europäische Kommission hat im Rahmen von Horizon 2020 das Thema Blockchain aufgegriffen (TOPIC : Blockchain and distributed ledger technologies for SMEs).[2] Durch ihre unveränderbare Transaktionshistorie durch kryptografische Prinzipien findet die Blockchain-Technologie durch zahlreichen Anwendungen Eingang in den Geschäftsalltag. „Plattformen auf der Grundlage der Blockchain werden insbesondere Geschäftsanwendungen unterstützen, bei denen ein Intermediär Vertrauen stiftet und Transaktionen abwickelt.“[3] „Bei der Technologie handelt es sich um ein digitales Register, in dem alle Transaktionen zwischen verschiedenen Partnern gespeichert sind. Besonders daran ist die Tatsache, dass die Partner ein Netzwerk bilden, das jede Transaktion verifiziert. Ist eine Transaktion einmal in der Transaktionskette (Blockchain) gespeichert, kann sie nicht mehr gelöscht und jederzeit von den Mitgliedern des Netzwerks eingesehen werden.“[4]
Die zunehmende Digitalisierung betrifft unter anderem Prozesse und Geschäftsmodelle der Logistik und des Supply Chain Managements. Eine Transportkette kann lückenlos dokumentiert werden und so die Nachverfolgbarkeit des versendeten Objekts garantieren.[5] Ein wesentliches Anwendungsgebiet bei der KMU fokussierten Umsetzung[6] ist die Digitalisierung von Lieferketten auf Basis der Blockchain-Technologie. „Sie ermöglicht ein transparentes Abbild der kompletten Wertschöpfungskette und könnte künftig die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit neuen, externen Geschäftspartnern und Lieferanten deutlich erleichtern.“[7]
In erster Linie kommen diese Anwendungen KMU zugute, die mit wechselnden Geschäftspartnern zu tun haben. Durch den Einsatz einer Blockchain werden alle Vertragspartner auf Augenhöhe betrachtet, keiner der Partner hat die Datenhoheit; die Verwaltung erfolgt durch das Netzwerk anstatt einer zentralen Autorität. Die Transaktionsabwicklung und Verifikation ohne Intermediäre führt nach aktuellen Erkenntnissen zu einer Kostensenkung bei jeder Transaktion.
Herzustellende Güter werden zunehmend zu „intelligenten Objekten“, die ihrerseits selbst in eine solche dezentrale Struktur eingebunden werden können (cyber-physikalische Geräte im Internet der Dinge). Die elektronischen Geräte und Produkte, sind über das Internet miteinander verbunden und könnten so auf Basis von Blockchain-Technologien sicher Daten austauschen.[8] In einem Whitepaper der Technical Associates Group wird dargestellt, welche wichtige Rolle die Blockchain-Technologie bei der Verbreitung von IoT-Anwendungen durch die Betrachtung von Produkten und Halbzeugen selbst als IoT-Geräte spielen kann. Derzeit können die Produkte, die als IoT-Geräte Teil der Infrastruktur sind, durch die technische Komplexität der Verbindung, Sicherung und Überwachung einer großen Anzahl von Geräten behindert werden. Die Blockchain wird das Potenzial haben, dieses Problem zu lösen, indem es dem IoT hilft, sich von der Abhängigkeit zentraler Cloud-Server zu lösen, um einzelne Geräte und Produkte zu identifizieren und zu authentifizieren. Mit Hilfe dieser Technologie können sich die exponentiell wachsenden Daten im Bereich Industrial-IoT effizient und sicher verwalten und als wichtiger Rohstoff in der digitalisierten Welt nutzen lassen.
Forschungsbedarf zur Blockchain
Obwohl Begriffe wie der 2011 auf der Hannover Messe geprägte Ausdruck Industrie 4.0, IoT, digitale Transformation oder Big Data mittlerweile auch abseits der Forschung in Unternehmen angekommen sind, besteht jedoch noch immer ein Defizit im Umgang mit den Potentialen hinter den Begriffen. Gerade KMU weisen ein enormes Defizit im Umgang mit Datenaufnahme und deren Nutzbarmachung auf. Durch eine Prozessumstellung und die Integration von IoT-Geräten würden Daten aufgenommen und gesichert werden, in ein einheitliches Format umgewandelt, zur Weiterverarbeitung und -verwendung bereitgestellt und multiple Datenquellen würden entfallen. Somit erfolgt die Datenbereitstellung standardisiert, die daraus resultierenden Informationen sind maschinenlesbar und lassen sich in der Blockchain abbilden und fälschungssicher verteilen. Die Nutzbarmachung dieses Potentials für KMU im Bereich Supply Chain birgt noch großen Forschungsbedarf.
Blockchain fern ab von Kryptowährung
Wie auch das Fraunhofer Institut Ende 2017 in seinem Positionspapier[9] berichtet, ist das Supply Chain Management ein interessantes Anwendungsfeld für die o.g. Technologie, da hier die Vielzahl an Wertschöpfungspartnern bestehend aus Lieferanten, Herstellern, Händlern, Logistik- und Finanzdienstleistern zusammen interagieren. Zwischen Ihnen bestehen verschiedene Leistungsvereinbarungen, die vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung, Technologien zum sicheren Datenaustausch betrachtet werden können. Weltweit existieren erste Arbeiten, die sich thematisch mit dem avisierten Themenfeld auseinandersetzen. Verschiedene Blockchain Technologien für unterschiedliche Anwendungszwecke (aktuell meist Kryptowährung) wurden bereits entwickelt und werden teilweise schon in der Praxis angewandt. Modelle im Bereich Supply Chain werden erarbeitet, richten sich aber in erster Linie an Großkonzerne. Grund dafür ist das fehlende Problembewusstsein in KMU.
Quellenangaben
[1] https://web.eco.de/presse/das-sind-die-internet-trends-2018/
[2]http://ec.europa.eu/research/participants/portal/desktop/en/opportunities/h2020/topics/innosup-03-2018.html
[3] https://web.eco.de/presse/das-sind-die-internet-trends-2018/
[4] https://www.kmu.admin.ch/kmu/de/home/aktuell/interviews/2017/die-blockchain-bringt-kostensenkungen-und-mehr-transparenz.html
[5]https://www.dotnetpro.de/backend/fraunhofer-entwickelt-blockchain-prototypen-1234830.html
[6] Prinz, W., Schulte, A.-T. (2017): Fraunhofer Positionspapier: BLOCKCHAIN UND SMART CONTRACTS – Technologien, Forschungsfragen und Anwendungen.
[7] https://www.it-production.com/industrie-4-0/blockchain-lieferkette/
[8] https://www.kmu.admin.ch/kmu/de/home/aktuell/interviews/2017/die-blockchain-bringt-kostensenkungen-und-mehr-transparenz.html
[9] Prinz, W., Schulte, A.-T. (2017): Fraunhofer Positionspapier: BLOCKCHAIN UND SMART CONTRACTS – Technologien, Forschungsfragen und Anwendungen