Was muss der Wissensarbeiter der Industrie 4.0 wissen?

Man kann ja von den Megatrends der Globalisierung und der Digitalisierung persönlich halten was man will, es steht aber fest, dass sie unser Leben, Arbeiten und gesellschaftliches Zusammenleben nachhaltig und dauerhaft verändern (deswegen nennen wir sie ja Megatrends). In diesem Zusammenhang treffen wir häufig auf den Begriff des Wissensarbeiters, doch die konkrete Vorstellung, wie unsere Arbeit in Zukunft aussehen kann und soll wird aktuell an verschiedenen Fronten und unter verschiedenen Stichworten wie „Lebenslanges Lernen“, „Arbeit 4.0“, „mobile Work“ und weiteren diskutiert. Dieser Beitrag fasst einige meiner Erkenntnisse zusammen und skizziert Konsequenzen an eine zukünftige Bildung und Weiterbildung.

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                Den Begriff des Wissensarbeiters (engl. „Knowledge Worker“) prägte Peter Drucker 1959 in seinem Buch „The Landmarks of Tomorrow“ und bezeichnet ursprünglichen diejenigen Arbeiter, die nicht für ihre körperliche Arbeit und manuellen Fähigkeiten bezahlt werden, sondern für die Anwendung ihres erworbenen Wissens. Es gibt einige Voraussetzungen, denen wir an uns stellen müssen, um zukünftig als Wissensarbeiter erfolgreich arbeiten zu können. Hierbei ist zunächst eine positive Grundeinstellung zum Thema Veränderung zu nennen; Wir müssen also verinnerlichen, Veränderungen noch mehr als heute üblich als positive Möglichkeit der eigenen Weiterentwicklung zu betrachten. Zum anderen sind viele der heute schon eingesetzten Methoden und Werkzeuge im Wesentlichen Technologie-getrieben. Die Innovationszyklen der einzelnen Technologien werden aber immer kürzer, so dass in immer geringeren Abständen neue Technologien auf uns zukommen und von uns erkannt und bewertet,  letztlich zumindest teilweise auch erlernt und angewendet werden müssen. Hierbei geht es nicht darum jeder neuen Technologie sofort hinterher zu rennen, sondern sinnvolle Verbesserungen auch zeitnah in die eigene Arbeit zu integrieren. Ein Zurückdrehen der Zeit wird es nicht geben und ist auch nicht sinnvoll. Um die Vorstellung eines lebenslangen Lernens auch konkret verfolgen und persönlich umsetzen zu können sind sicherlich Fähigkeiten gefordert, die heute zwar weitestgehend bekannt, aber noch nicht überall auch mit der benötigten Intensität gelehrt werden. Konkret sehe ich drei entscheidende Aspekte:

1. Selbstorganisation und Verantwortung

Kern aller Aktivitäten zum lebenslangen Lernen kann nur die Wahrnehmung der eigenen Verantwortung für die eigene Bildung sein. Der Wissensarbeiter selbst steht in der Verantwortung, sich aktiv über Weiterbildungsangebote zu informieren, daran zielorientiert teilzunehmen und sich das geforderte Wissen anzueignen. Wesentliche Voraussetzung dafür ist die Fähigkeit, die eigene Bildung neben der täglichen Arbeit, den privaten Interessen und dem gesellschaftlichem Engagement selbstverantwortlich zu organisieren und mit den eigenen Lebenszielen in Einklang zu bringen.

2. Methodenwissen vor konkreten Werkzeugen / Wirkmechanismen vor Technologien

Noch viel stärker als heute müssen wir Bildungsangebote favorisieren, die grundlegendes Methodenwissen und einzelne Wirkmechanismen vermitteln und nicht die reine Anwendung eines konkreten Werkzeugs oder einer konkreten Technologie. Grade deren rapide Weiterentwicklung und Veränderung bis hin zum disruptiven Ersatz einzelner Technologien durch neue führen ja dazu, dass das erworbene oberflächliche Wissen dann schnell veraltet und in der Praxis nicht mehr angewendet werden kann. Methodische Vorgehensweisen gehen aber über die konkrete Anwendung hinaus und vermitteln grundlegende Lösungsansätze, die sich auch mit den neuen Technologien anwenden und damit einsetzen lassen.

3. Recherche, Filtern von Informationen und schnelles Lernen

Die Verfügbarkeit von Informationen ist dank der Durchdringung des Internets in den entwickelten Industrieländern heute eine Selbstverständlichkeit. Auch die Menge an Informationen zu spezifischen Themen steigt kontinuierlich und exponentiell an. Zukünftig muss es daher noch mehr darum gehen, bestimmte Themen systematisch recherchieren zu können und aus der Masse der Informationen die relevanten herauszufiltern. Dabei sind auch solche Angebote zu identifizieren, die jedem Einzelnen ein möglichst schnelles Erlernen der Thematik ermöglichen, um eine zeitnahe Anwendung im praktischen Einsatz zu erlauben. Auch für Lehrende stellen sich damit neue Anforderungen, motivierten Wissensarbeitern die nötigen Informationen und Bewertungen aus Sicht der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen. Bildungsanbieter müssen hier entsprechende Formate schaffen, die nach einer fundierten Grundausbildung entsprechende Möglichkeiten zur Weiterbildung effizient ermöglichen. Hinsichtlich neuer Technologien müssen wir die Rolle der „Front-Runner“ aktiv und eigenständig angehen, um bei einem entsprechenden Bedarf an Weiterbildung auch qualifizierte Antworten bereitzuhalten. Durch die digitalen Technologien ist neues Wissen heute schnell verfügbar und muss aufgenommen, bewertet und die relevanten Inhalte modern und attraktiv vermittelt werden. The best is yet to come…