Der kundenindividuelle Anlagenbau, der in der Regel durch eine Unikat- und Kleinserienfertigung umgesetzt wird und durch kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) geprägt ist, steht bei der Planung der Dauer von Logistikprozessen immer wieder vor neuen Herausforderungen. Eine methodische Unterstützung zur abgesicherten Prognose der Logistikprozessdauern wird durch die am Markt befindlichen Projektmanagementwerkzeuge aufgrund der Individualität der Produkte nicht abgedeckt, so dass oftmals zusätzliche Zeitpuffer eingeplant werden, die zumeist kostenintensiv sind. Um diesen Wettbewerbsnachteil insbesondere für KMU zu reduzieren, fördert das BMWi das Forschungsprojekt „SimCast – Simulationsgestützte Prognose der Dauer von Logistikprozessen“ zur Verbesserung der Planung und der damit einhergehenden Verbesserung der validen Planung der Dauer logistischer Prozesse und des Projektmanagements in der Unikat- und Kleinserienfertigung.
Speziell für produzierende Unternehmen stellen die termingerechte Fertigstellung und Lieferung eines Produktes heute einen wichtigen Wettbewerbsfaktor dar. Dies gilt insbesondere für den kundenindividuellen Anlagenbau, der in der Regel durch eine Unikat- oder auch Kleinserienfertigung umgesetzt wird und durch kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) geprägt ist. Auch hier wird der Unternehmenserfolg durch eine effiziente Ausgestaltung der produktionsnahen Prozesse, ihre zuverlässige Terminierung und damit auch durch eine gesicherte Planung der logistischen Prozesse bestimmt. Allerdings kann der kundenindividuelle Anlagenbau aufgrund der kundenauftrags- und bauteilspezifischen Projekte nur bedingt Prozesszeiten aus vorherigen Projekten ableiten und diese auf neue Projekte übertragen. Deshalb werden für die Terminplanung von logistischen Prozessen infolge von Unsicherheiten und möglichen Störungen oftmals zusätzliche Zeitpuffer eingeplant, die in der Regel zeit- und kostenintensiv sind und insbesondere für KMU einen Wettbewerbsnachteil darstellen können.
Aktuelle am Markt befindliche Projektmanagementwerkzeuge bieten dem Planer keine Methodik zur Unterstützung für eine sichere Prognose der Logistikprozesse bei der Unikat- und Kleinserienfertigung. Um das Projektmanagement im kundenindividuellen Anlagenbau in Bezug auf die Terminierung von Logistikprozessen zu verbessern, arbeiten Herr Prof. Dr. Christoph Laroque, Professur Wirtschaftsinformatik an der Westsächsische Hochschule Zwickau und Frau Prof. Dr.-Ing. Sigrid Wenzel, Fachgebiet Produktionsorganisation und Fabrikplanung, der Universität Kassel seit März 2017 mit ihren Teams im Forschungsprojekt „SimCast“ zusammen. Ziel des Projektes ist die Bereitstellung einer Methodik zur Vorhersage der Dauer logistischer Prozesse. Diese Methodik wird die bei den KMU bereits im Einsatz befindlichen Projektmanagementwerkzeuge um unternehmensspezifische Funktionen ergänzen. Die Methodik wird als bedienerfreundliches Plug-In konzipiert, so dass sie nach Projektende im November 2018 technisch umgesetzt und implementiert werden kann.
Praxisnahe Unterstützung für die Prüfung der Ergebnisse hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit bekommt das Team von dem regelmäßig einberufenen projektbegleitenden Ausschuss (PA). Dieser umfasst sowohl Mitglieder aus der Wirtschaft, wie die Firmen mkf GmbH, Müller Umwelttechnik GmbH & Co. KG, SimPlan AG, Fliegl Fahrzeugbau GmbH, STC – Engineering GmbH, AuE Kassel GmbH, Thyssenkrupp Fahrtreppen GmbH, Venjakob Maschinenbau GmbH & Co. KG, PAUL BEIER GmbH, Thyssenkrupp System Engineering als auch Vertreter aus Forschungsvereinigungen und Verbänden wie dem REFA-Institut e.V. und dem OWL Maschinenbau e.V.
Die zweite Sitzung mit den Vertretern des PA fand am 26.09.2017 in Kassel statt. Herr Prof. Dr. Christoph Laroque referierte über ein von ihm betreutes, dem Projekt SimCast vorgelagertes Projekt zum Thema „Verbessertes Risikomanagement durch ein simulationsgestütztes logistikintegriertes Projektmanagement im Anlagenbau“. Die anschließende Präsentation des aktuellen Projektfortschrittes durch das Projektteam griffen die PA-Mitglieder auf und nutzen dies als Grundlage für die Einschätzung des aktuellen Projektstandes. Großes Interesse gab es seitens der Unternehmen in Hinblick auf die Ergebnisse der geplanten Durchführung einer Expertenbefragung innerhalb der Unternehmen. Durch die aktive Beteiligung der Teilnehmer konnte die Methodik zur Unterstützung der Prognose der Dauer von Logistikprozessen weiterentwickelt und die weitere Vorgehensweise mit den Praxispartnern abgesprochen werden.
Unternehmen aus der Unikat- und Kleinserienfertigung, die sich am PA beteiligen möchten, sind herzlich willkommen, an dem Projekt mitzuwirken.
Das IGF-Vorhaben 19371 BG/1 der Bundesvereinigung Logistik (BVL) wird über die Allianz industrieller Forschung (AiF) im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Die Laufzeit des Projektes ist von März 2017 bis November 2018.
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt sind jederzeit abrufbar unter: www.project-simcast.de.Mehr Informationen
Prof. Dr. rer. pol. Christoph Laroque
Professur Wirtschaftsinformatik
Westächsische Hochschule Zwickau
Email: kontakt@industry-analytics.de
Univ.-Prof. Dr.-Ing.Sigrid Wenzel
Fachgebiet Produktionsorganisation und Fabrikplanung
Universität Kassel
Email: s.wenzel@uni-kassel.de