Produktionscontrolling – Vermittler zwischen Technik und Wirtschaft

Das Produktionscontrolling liegt in der Lieferkette zwischen Beschaffungscontrolling und Absatzcontrolling und hat direkten Einfluss auf diese zwei wichtigen Bereiche eines Unternehmens. Mit einem funktionierenden Produktionscontrolling können Unternehmen flexible auf den Markt reagieren und die eigene Ressourcenverwendung optimieren. Das Aufgabengebiet beinhaltet alles von der Informationsversorgung, über die Produktionsplanung zur Kontrolle und unterstützt so den technischen Sachverstand, sowie das wirtschaftliche Gewissen. Um diese Aufgaben erfüllen zu können bemächtigt sich das Produktionscontrolling Kennzahlen und entwickelt Berichte, um den Grad der Zielerreichung zu dokumentieren.

„Ohne Kennzahlen gibt es kein Controlling! Gleichgültig ob man Budgets überwacht, Projekte steuert […], letztlich geht es immer um Kennzahlen.“ M. Kütz. Kennzahlen sind die Instrumente alle Controllingbereiche, jedoch ist das ermitteln betrieblicher Kennzahlen nur ein grundlegender Schritt. Die bloße Existenz einer Zahl hat noch kein Unternehmen vor dem Bankrott gerettet, diese Zahlen müssen ausgewertet werden. Das richtige Interpretieren eines solchen Wertes ist der schwierigste Schritt und richtige Konsequenzen daraus abzuleiten ist der wichtigste Schritt.

Eine weitere Problematik des Produktionscontrolling zeigt sich darin, dass es viele Kennzahlen gibt, doch die richtige scheint niemals dabei zu sein. In diesen Zusammenhang ist es wichtig, zu wissen was eine Zahl zur Kennzahl macht. Eine Kennzahl hat Informationscharakter, sie ermöglichen es Urteile über einen Sachverhalt oder Zusammenhänge schließen zu können. Ein weiteres wichtiges Element ist die Darstellung auf einen Skalenniveau um diese vergleichbar und aussagefähig zu machen. Zu Guter Letzt muss eine Kennzahl einen schnellen und umfassenden Überblick der Gesamtsituation wiederspiegeln.

Die richtigen Kennzahlen

Es gilt nicht in den großen Pool der verfügbaren Kennzahlen die wichtigsten herauszufischen, sondern die Schwierigkeit besteht darin die richtigen Kennzahlen zu ermitteln. So wie kein Unternehmen den anderen gleicht, so gibt es auch keine allgemeine Gültigkeit für Kennzahlen. Manchmal sind es die kleinsten Mengen- oder Zeitgrößen einzelner Vorgänge die einen enormen Einfluss auf den Gewinn haben. Jedoch möchte Ich nun die am meisten genutzten Kennzahlen vorstellen und mögliche Interpretationen aufzeigen.

Durchlaufzeit: Durchlaufzeit = Belegungszeit + Übergangszeit. Die Durchlaufzeit gibt die Zeit an, welche ein Auftrag vom Produktionsbeginn bis zur Fertigstellung braucht. Die Belegungszeit beinhaltet die Bearbeitungszeit, sowie die Rüstzeit für den spezifischen Auftrag. Die Übergangszeit fasst Transportzeit, Kontrollzeit und Liegezeiten zusammen. Eine Minimierung der Durchlaufzeit führt zur Reduzierung von Beständen und den Kapitalbindungskosten. Dadurch können kürzere Lieferzeiten erzielt werden.

Termintreue: Termintreue = (Anzahl der zum geplanten Termin fertig gestellten Aufträge) / (insgesamt fertig gestellte Aufträge) * 100. Die Termintreue drück aus wie viele Prozent der Aufträge zum geplanten Termin fertiggestellt worden sind. Nicht nur negative Terminabweichungen haben negative Folgen, sondern auch ein zu früh fertiggestellter Auftrag verursacht Lagerhaltungskosten. Zu spät fertiggestellte Aufträge ziehen nicht nur den Unmut der eigenen Kunden mit sich, sondern erhöhen die Kapitalbindungskosten. Daher ist es wichtig einen hohen Wert in der Termintreue zu haben.

Kapazitätsauslastung: Kapazitätsauslastung = (erbrachte Leistung) / (mögliche Leistung) * 100 In jeden Unternehmen fallen Kosten an, welche sich nicht an der erbrachten Leistung orientieren, sondern in einen bestimmten Zeitraum immer wieder gleich hoch ausfallen. Durch einen wachsenderen Automatisierungsgrad der Produktionen steigen die Fixkosten der Unternehmen. Um diese Fixkosten möglichst effektiv benutzen zu können, muss nahe der Kapazitätsgrenze produziert werden. Die Kapazitätsauslastung sagt aus, mit wie viel Prozent die mögliche Leistung ausgenutzt wurde. Desto höher diese ausfällt, umso mehr verteilen sich die Fixkosten auf die erbrachte Leistung. In der Realität wird die Orientierung an der maximalen Kapazität nur selten angewandt, hier wird sich an der normalen oder optimalen Kapazitätsauslastung orientiert.

Durchschnittlicher Lagerbestand: Durchschnittlicher Lagerbestand = (Anfangsbestand + Endbestand) / 2 oder durchschnittlicher Lagerbestand = (Jahresanfangsbestand + 12 Monatsbestände) / 13. Diese Kennzahl gibt den Bestand an Fertigerzeugnissen und Produktionsfaktoren zurück, welche durchschnittlich im Lager verweilt. Dieser Bestand bindet Kapital und bildet ein gewisses Lagerrisiko. Ziel ist es einen niedrigen Lagerstand anzustreben, jedoch erhöht dies auch die Gefahr des Produktionsstillstandes.

Lagerumschlaghäufigkeit: Lagerumschlaghäufigkeit = Abgang / Bestand oder Lagerumschlaghäufigkeit = (Verbrauch in der Periode) / (durchschnittlicher Lagerbestand). Die Lagerumschlaghäufigkeit gibt Auskunft darüber, wie oft der durchschnittliche Lagerbestand umgesetzt wird. Je höher die Lagerumschlaghäufigkeit, umso geringer sind die Kapitalbindungskosten.

Ausschussquote: Ausschussquote = Ausschussmenge / Erzeugungsmenge * 100 Ausschuss sind diejenigen Erzeugnisse, welche wegen Qualitätsmängeln nicht an den Kunden weitergeleitet wurden. Dies betrifft sowohl Zwischen- und Enderzeugnisse. Ein möglichst geringer, am besten kein Ausschuss ist zu erreichen, den Ausschuss verursacht Kosten, durch verlorenes Material und erbrachte Leistung.

Produktivität: Produktivität = Ausbringungsmenge / Faktoreinsatzmenge. Die Erstellung einer Unternehmensübergreifenden Produktivität fällt in der Realität schwer. Durch unterschiedliche Produkte mit verschiedenen Produktionsfaktoren kann keine aussagekräftige Kennzahl erzeugt werden. Daher bietet sich an eine Teilproduktivität für die Produktionsbereiche zu erstellen. Das Ziel ist es eine hohe Produktivität zu erreichen, sie sagt aus wie viel Ausbringungsmenge aus einer Einsatzmenge hergestellt wird. Durch die Anwendung von Kennzahlen im Produktionscontrolling können Ziele einfacher definiert und Abweichungen schneller erkannt werden. Die Unternehmenseigenen Stärken und Schwächen können aufgedeckt werden und effektiv ausgenutzt und ausgemerzt werden.

Das Produktionscontrolling hat mitunter die Aufgabe die Grenzen und Gefahren bei der Kennzahlenauswertung zu kennen und die richtigen Schlüsse aus den richtigen Kennzahlen zu schließen. Es gibt keine Kennzahl die für alle Unternehmen gilt und die gleiche Wichtigkeit hat, sodass das Produktionscontrolling nicht nur auf quantitative, sondern auch auf qualitative Informationen einbeziehen muss. Da zeigt wider rum wie wichtig und schwierig die richtige Auswertung der gesammelten Daten ist.